Einfache Lösungen für komplexe HR-Probleme? Keine gute Idee! Ein Plädoyer für Fundierung und Know-how in der Personalarbeit

In seinem sehr empfehlenswerten Video-Blog „15 Minuten Psychologie“ richtet Prof. Uwe Kanning einen beinahe verzweifelten Apell an die heutige HR-Zunft: „Stellen Sie sich endlich der Komplexität Ihres Aufgabenfeldes!“. Er meint damit nicht etwa die Komplexität der rechtlichen Vorgaben im Arbeitsgesetz oder komplexer IT-Lösungen, er meint damit die Komplexität abstrakterer Themen wie Führungskräfteentwicklung, Talentmanagement oder Teamentwicklung.

Was bringt Prof. Kanning dazu, sich mit diesen recht drastischen Worten an HR-Verantwortliche zu richten? Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, dass im Personalbereich natürlich nicht nur ausgebildete Psychologen sitzen, die mit der Komplexität von Persönlichkeit über Jahre im Studium behelligt wurden. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Den Job eines HR-Business Partners, Personalleiters oder Ähnliches kann man auch hoch professionell und erfolgreich ausüben, ohne jahrelang Statistik und Hirnstrukturen zu büffeln.

Allerdings nicht erfolgversprechend ist eine völlige Negierung sämtlicher Erkenntnisse der modernen Persönlichkeitspsychologie, indem man im HR-Bereich auf Tools und Modelle setzt, deren völlige Nutzlosigkeit zweifelsfrei empirisch bewiesen ist. Ein Beispiel: Ist das Ziel die Persönlichkeit eines Menschen professionell zu erfassen und darauf aufbauend z.B. kompetente Personalentwicklung zu betreiben, nutzten Profis Instrumente, die auf dem Big Five Modell beruhen. Dieses stellt seit über 25 Jahren das Standardmodell in der Psychologie dar um Persönlichkeit zu erfassen. Praktisch jede seriöse Studie, jedes Forschungsprojekt und jede Abschlussarbeit zu diesem Thema nutzen das Big Five Modell.

Der falsche Weg: (Stereo-)Typentests

In der Praxis geistern allerdings noch allerhand andere Modelle herum, allen voran die nicht totzukriegenden (Stereo-)Typenmodelle deren empirische Schwäche hinlänglich belegt ist, die aber hervorragend geeignet sind, stereotypes Denken in Ihrem Unternehmen zu etablieren. Warum sind diese Tools in der betrieblichen Praxis noch immer so beliebt? Weil Menschen einfache Lösung lieben. So arbeitet unser Gehirn, es versucht Ressourcen zu sparen wo immer dies möglich ist. Wenn Sie sich also der Komplexität von Persönlichkeit nicht stellen und eine einfache, schnelle Lösung suchen, werden Sie bei den Farben Blau, Grün, Rot und Gelb landen. Aber diese Tests heißen nicht umsonst Typentests. Sie produzieren stereotype Vorstellungen von Menschen („Ach das war so ein blauer, immer nur …… im Kopf“).

Vielleicht denken Sie: „Aber zumindest beschäftigt sich der Mensch dann mit Persönlichkeit und den individuellen Unterschieden“. Dazu mal ein Gedankenanstoß: Ersetzen Sie mal die Farbe Blau durch das Wort Jude oder Türke und überlegen Sie dann, wie Sie diesen Ansatz finden. Ich denke Sie verstehen worauf das hinausläuft. Hier wird die Persönlichkeit eines Menschen auf einen Punkt verdichtet und mit stereotypen Begriffen belegt. Ich denke diese Art zu denken möchten Sie in Ihrem Unternehmen keinesfalls fördern. Was also ist die Alternative?

Die Alternative: Persönlichkeitsprofile mit den BIG FIVE

Die moderne Psychologie hat hier eindeutige Antworten für Sie parat: Nutzen Sie Persönlichkeitstests, die auf psychologisch fundierten Modellen beruhen und als Ergebnis ein Persönlichkeitsprofil statt eines Typs auswerfen. Hier ist – wie erwähnt – vor allem das Big Five Modell zu nennen. Zudem sollten Sie Persönlichkeit ganzheitlich erfassen – also Charaktereigenschaften, Motive und Kompetenzen. Denn nur wenn Sie diese unterschiedlichen Teilbereiche der Persönlichkeit einzeln erheben und dann zu einem ganzheitlichen Bild verbinden, werden Sie der Persönlichkeit Ihrer Mitarbeiter*innen gerecht.

Entscheidend ist also der Dreiklang aus fundierten Persönlichkeitsmodellen, die der Komplexität eines Menschen gerecht werden, validen Testverfahren zur Darstellung der Persönlichkeit und einer professionellen Durchführung der darauf aufbauenden Maßnahmen.

Gerne unterstützen wir Sie mit dem LINC PERSONALITY PROFILER und den darauf zugeschnittenen Zertifizierungen bei der Umsetzung dieses Dreiklangs. Gemeinsam sorgen wir dann dafür, dass Sie sich der Komplexität Ihres Aufgabenfeldes nicht nur stellen, sondern diese auch erfolgreich meistern.

 


Über den Autor:

Dr. Ronald Franke ist Geschäftsführer der LINC GmbH, promovierter Wirtschaftspsychologe und zertifizierter systemischer Coach. Als Berater und Trainer war er für Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Pharma Maschinenbau und Handel tätig. Sein Wissen gibt er außerdem seit über 10 Jahren als Dozent an Hochschulen weiter (u. a. Leuphana Universität Lüneburg, FOM Hamburg).


 

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